Leseproben

VOGELFREI - Seite 1-

 

Sturm

Der Sturm ließ die Baumkronen wie eine Meeresbrandung rauschen, die an Klippen zerschellt. Zweige brachen und schleuderten weit in den düsteren Himmel. Hagel peitschte auf das Messingschild, welches sich über der Tür des spitzgiebligen Hauses drehte. Es wirbelte heute so schnell, dass die eingravierten Figuren nicht mehr sichtbar waren. Sie zeigten einen Hund, eine Katze und einen Vogel, die übereinander saßen.

Der alte Kleinbus hielt vor dem Haus. Die Autotür öffnete sich und ein bärtiger Mann kämpfte sich zum Kofferraum seines Transporters. Während er Holzkäfige verschiedener Größe auslud, setzte ein Hagelschauer ein. „Verdammt“, fluchte er und kniff die Augen zusammen. Beladen mit drei Käfigen in jeder Hand, lief der Bärtige den Schotterweg zur Zoohandlung hinauf. Nur wenige Meter trennten ihn noch vom schützenden Haus.

Da hielt der Sturm einen Moment den Atem an. Der Bärtige wollte diesen Augenblick nutzen, um seine Kisten sicherer zu umfassen. Völlig klamm vor Kälte, spürte er seine Hände jedoch kaum. Deshalb rutschte ihm eine der Kisten aus den Fingern. Hastig drückte er sie an sich und setzte sie ab, um Schlimmeres zu verhindern. Was ein Fehler war. Der Wind erfasste den Holzkäfig.

 

Speedy klammerte sich an den vergitterten Streifen seiner Kiste, als diese in den Himmel geschleudert wurde. Er war wie gelähmt vor Angst. Dann spürte er es plötzlich durch sein Gefieder hindurch direkt auf der Haut: Regen und Wind. Etwas, das er noch nie gefühlt hatte – aufregend und neu. 

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DAS ULTIMATIV MIESE MOTIVATIONSBUCH - Seite 1 -

 

Das Ding

Christians Augen schmerzten vor Übermüdung, doch er konnte seinen Blick nicht abwenden. Was war das dort am nächtlichen Himmel? Es war klein und schlingerte. Tastend griff er nach seiner halbvollen Kaffeetasse. Sie stand neben ihm auf dem Bett-Schränkchen. Er verfehlte sie und ein Schwall Kaffee ergoss sich auf den Boden und seine Bettdecke. Christian sprang auf und stöhnte dabei auf. Sein Körper schmerzte vom langen Sitzen. Glücklicherweise war der Kaffee fast komplett auf dem wischmoppähnlichen Bettvorleger gelandet. Das war nicht weiter schlimm. Dann hatte das hässliche Ding eben noch braune Flecken. Sein Teleskop und die Bücher, die überall neben dem Bett herumlagen, hatten glücklicherweise nichts abbekommen.

 

Inzwischen war es zu hell geworden, um das Objekt weiter zu beobachten und so verschloss Christian sein Teleskop. Er deckte es sorgfältig mit einem Laken ab. Das gebrauchte Gerät hatte er einem Kommilitonen abgekauft. Dadurch war Christian zwar noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht, aber das bereute er nicht. Draußen regten sich inzwischen die ersten Vögel. Und auch Christians Sittiche, die er von einer verschrobenen Tante geerbt hatte, begannen zu zetern. Christian füllte Körner in die Näpfe und beobachtete die bunten Vögel. Inzwischen mochte er sie irgendwie.

 

Ganz im Gegensatz zu Horst, der die Sittiche hasste. Das aber war eindeutig Eifersucht, dachte Christian. Er betrachtete sein schlafendes Schweinehuhn. Wenn man nur ein Wort gehabt hätte, um Horst zu beschreiben, traf hässlich es am besten. Sein dicker unförmiger Körper erinnerte an einen aufgeplatzten Sack Stroh, nur schmuddeliger. Er hatte Stummelflügel, die zum Fliegen nichts taugten und einen Kopf, der wie eine Mischung aus Schwein und Huhn aussah. Mit seinen borstenähnlichen

Federn verschmolz er optisch perfekt mit dem schmuddeligen Sofa, auf dem er schlief. Horst lebte nach dem Motto: Wer aussieht wie ein Sofa, ist auch eines.

Er hasste es, seinen Stammplatz aufzugeben.